„Das Signal“ mit Florian David Fitz: Eine weitere Sci-Fi-Enttäuschung bei Netflix

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Sven und Charlie in einem Feld
Foto: Netflix/ Anika Molnar

„Das Signal“ stellt eine große Frage: Lauert da noch fremdes Leben irgendwo? In diesem deutschen Netflix-Vierteiler jedenfalls kaum.

In Deutschland hat man sich mal wieder an einem Genre-Stoff versucht. „Das Signal“ pendelt hin und her zwischen Mystery, Science Fiction, Verschwörungsthriller und Familiendrama und zumindest bei der Produktionsfirma konnte man im Vorfeld gespannt aufhorchen! Bon Voyage Films, gegründet von Fahri Yardim, Amir Hamz und Christian Springer, war in den vergangenen Jahren mit „Der Nachtmahr“ oder „Axiom“ nämlich für einige herausragende, starke und eigenwillige Titel mitverantwortlich. Bei dieser neuen Netflix-Serie mit Florian David Fitz in der Hauptrolle bleibt es jedoch bei einem zähen, schnell vergessenen Abarbeiten von Klischees, die mit wenigen ästhetischen Reizen und erzählerischen Raffinessen auf die TV-Bildschirme gebracht werden.

„Das Signal“ beginnt mit einem Schockerlebnis

In rund vier Stunden schrumpft hier der Mensch, um sein Bewusstsein zu erweitern. Er verliert sich als Zentrum der Welt. Er blickt in die Tiefen des Alls, sucht nach Größerem. Furchteinflößend und tröstlich zugleich mag die Erkenntnis sein, dass noch andere neben ihm in der Unendlichkeit existieren könnten. Doch nicht so schnell: Erst muss gefühlt und gelitten, dann gegrübelt werden. Die erste Episode von „Das Signal“ ist durchaus packend und ergreifend erzählt, weil sie eine gute Balance findet, einerseits Spuren auszulegen und Irrwege aufzuzeigen und andererseits das anrührende Leid ihrer Hauptfiguren nicht aus den Augen zu verlieren. Die Scheuklappen eines familiären Idylls aufzubrechen, um es in weitreichenderen Zusammenhängen zu verorten, das unternimmt diese Serie mit aller Brutalität.

Sven (Florian David Fitz) und seine Tochter Charlie (Yuna Bennett) müssen den Verlust der Mutter (Peri Baumeister), einer Wissenschaftlerin, verkraften, die gerade dabei war, ihre Heimreise von der ISS anzutreten. „Das Signal“ nähert sich diesem Schockereignis über das Filmische: Die Daheimgebliebenen verfolgen die Landung aus dem Weltall über bewegte Bilder, eine Live-Übertragung. Tiefste emotionale Verbundenheit und größtmögliche Distanz werden hier im Sehen konsequent verflochten, die sich später auch in dem entwirrten Familiengeflecht offenbaren und kreuzen werden. Dann die Überraschung: Das Flugzeug, mit dem Mutter Paula heimkehren sollte, verschwindet spurlos. Ein Komplott? Eine fremde Macht? Katharina Thalbach als kauzige Gruseldame am Flughafen lässt jedenfalls ahnen, dass etwas Düsteres im Busch ist.

Florian David Fitz in "Das Signal"
Foto: Netflix/ Anika Molnar

Im Schatten großer Vorbilder

Wie sich Vater und Tochter auf die Suche nach der Wahrheit begeben – und das meint auch die Wahrheit über die Entdeckungen der Verschwundenen – ist im späteren Verlauf leider so farblos und austauschbar wie ein Großteil jüngerer deutschsprachiger Genre-Produktionen, die zwar im Schatten großer Vorreiter agieren, aber selbigen auch nicht verlassen können. Natürlich denkt man hier an „Interstellar„, „Arrival„, ein bisschen „Krieg der Welten“ ist ebenfalls mit dabei. Sei es in dem Spannungsfeld zwischen der Familie im Kleinen, den Weiten des Universums und der Geopolitik auf der Erde oder der Konfrontation mit dem ultimativen Fremden als Kernsubstanz.

„Das Signal“ zeigt dabei Haltung; das kann und sollte man schätzen. Er nutzt seine Sci-Fi-Motive, um vor blinder Angst vor jenem Fremden, vor Abschottungsfantasien zu warnen. Er treibt seine Figuren dazu, das Häusliche, wenngleich im Schmerz, zu verlassen, neugierig zu sein, hinter Trugbilder zu schauen und zu Erkenntnissen vorzudringen. Nur bergen seine Bilder dabei nichts Spannendes, keine verborgenen Wahrheiten, keinen Zauber oder Schrecken, weder einen ästhetischen Genuss, eine Schönheit noch eine Reibefläche. Alles liegt ausformuliert und unverblümt da. Für einen Stoff, der sich mit den Geheimnissen des Universums befassen will, ist das umso ernüchternder!

Peri Baumeister in "Das Signal"
Foto: Netflix/ Anika Molnar

Austauschbare Ästhetik

„Das Signal“ ist eine weitgehend stillose Serie ohne erkennbare Handschrift. Eine inszenatorische Anpassung an dominierende Streaming-Beliebigkeit. Die Kamera zeigt und filmt ab, was sie in all den tristen Umgebungen eben abzufilmen hat. Man klappert Handlungspunkt um Handlungspunkt ab, schlägt ein paar Haken, zieht die angebahnte Botschaft ewig in die Länge, um sie dann doch auf plakativste Weise auf dem Silbertablett zu präsentieren. Im Grunde erscheint die erzählte Geschichte simpel gestrickt, wäre sie nicht so geheimniskrämerisch auf mehrere Zeitebenen verteilt und ineinander verschränkt.

Immer dann, wenn es bedeutsam wird, werden Wahrheiten hölzern von Figuren vorgetragen. Bilder bleiben zu oft stumm. Es ist eine tote, entzauberte filmische Welt, die man hier gebannt hat. Anmut sucht sie in ein paar farbgefilterten, entsättigten Landschaften und wenigen bemühten Weltall-Aufnahmen. Man hat das Medium Film oft in seinen Vorzügen ausgemacht, das Verborgene und Beiläufige zu enthüllen, in Bereiche vorzudringen, die den Augen sonst versperrt bleiben, den Blick auf die Welt zu verändern und zu erweitern. Und genau davon handelt schließlich auch dieser Vierteiler! Schwierig wird dies allerdings, wenn man das Filmische hauptsächlich benutzt, erklärende Dialoge zu fixieren, nur das Nötigste mit dem Naheliegendsten und Eindeutigen zu illustrieren, wie es der Plot eben gerade braucht, um über die Ziellinie zu gelangen. „Das Signal“ findet kaum sinnlich Anregendes in seiner eigenen medialen Form, allein die reine Zweckmäßigkeit.

Florian David Fitz in "Das Signal"
Foto: Netflix/ Anika Molnar

„Das Signal“ fehlt an kreativem Mut

Somit ist diese Produktion nach „Spaceman“ mit Adam Sandler nun schon die zweite Sci-Fi-Enttäuschung bei Netflix in diesem Monat. „Spaceman“ war ein weinerliches, engstirniges Werk, welches das Sci-Fi-Genre nutzte, um ein generisches Beziehungsdrama zu rahmen und (immerhin imposant) zu verbildlichen. „Das Signal“ sprengt zwar diesen Rahmen auf, lässt aber an allen Ecken Ideen für eine interessante Inszenierung oder überhaupt irgendetwas vermissen, das sich mit Nachhall zu seinem Kosmos verhalten könnte. Und so verengen sich paradoxerweise alle Szenen auf sporadische Sets und überschaubares Personal, das zwar von Ort zu Ort reist und dennoch nur einmal über die nächste Landstraße gefahren zu sein scheint.

Konflikte werden hier nicht verhandelt, sondern in ihren Tatsachen ausgestellt. Ihre unterkühlte Welt ist eine künstliche, offen inszenierte, eine, die etwas für die eigene Erkenntnis durchspielt und der die Illusion von echtem Leben nie gelingen mag. Umgekehrt besitzt sie aber auch nicht den Mut, ihre Illusion spielerisch, tiefer reflektierend an Grenzen zu treiben, um damit etwas Konfrontatives anzustellen. So herzerwärmend sich dort einzelne Stimmen der Vernunft herauskristallisieren wollen: Will man in einer solchen Welt als Außenstehender oder Außerirdischer wirklich landen?

„Das Signal“ läuft seit dem 7. März 2024 bei Netflix.

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15 Kommentare im Forum
  1. Wieder mal keine eine Kritik vom Autor zur Serie und nicht die Bewertungen von Abruf zahlen. Da hier auch jede einzelne Folge von Picard zerissen wurde, kann diese Netflix Serie auch nur gut sein.
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