Als Fußballer alles gewonnen, gemessen am Handgelenksschmuck auch als Privatier nicht völlig erfolglos, als TV-Experte eine Schlaftablette: Bastian Schweinsteiger lieferte der ARD den Steilpass für einen gerechtfertigten Rauswurf. Man belässt es jedoch bei einer Verwarnung (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). So müssen die Fußballfans unter den TV-Zuschauern sich heute Abend wieder einlullen lassen.
Da kann man nur sagen: Chance vertan! Leichter als durch den jüngst bekannt gewordenen Schleichwerbungsskandal um Bastian Schweinsteiger, hätte die ARD sich wohl kaum von ihrem wahrscheinlich teuersten und zugleich lahmsten Pferd im Experten-Stall trennen können.
Im unvergleichlichen Verlegenheits- und Fremdschäm-Duett mit Moderatorin Jessy Wellmer gegipfelt, hat sich Schweinsteigers Untauglichkeit als TV-Experte jedoch eigentlich schon viel früher abgezeichnet. Beispielsweise begleitete der Weltmeister für die ARD in der abgelaufenen Saison den DFB-Pokal. Bis auf ein von Kollege Alexander Bommes immer und immer wieder erwähntes gutes Gefühl beim Tippen des Spielausgangs, gab seine Expertise auch da schon nicht viel mehr her.
Schon vor der EM keine Glanzleistung von Schweinsteiger
Sensationen wie der Sieg von Holstein Kiel gegen Bayern München oder das unerwartete mehrmalige Weiterkommen des Regionalligisten Rot-Weiss Essen konnten den einstigen Mittelfeldstrategen nicht dazu verleiten, in Euphorie zu verfallen. Es mag ja das eine sein, ein Spiel, wie der Fußballer zu sagen pflegt, lesen zu können. Zum TV-Expertentum gehört aber auch eine gewisse Schnauze, wenn man so will. Auf die man freilich auch fallen kann (siehe Mehmet Scholl und Co.). Ersteres kann man Schweinsteiger zumindest nicht absprechen. Aber weniger aufgrund von überbordendem Taktik-Einmaleins als generell eher unangreifbarer Statements.
Auf diese Weise macht man sich als Experte im Grunde überflüssig. Frechheiten der Marke Scholl erwartet ja niemand von dem sich seit seinem Karriereende als Elder Statesman gerierenden und gefallenden 36-Jährigen. Den ein oder anderen Spruch sollte man aber dennoch in petto haben. Nimmt man – mit Verlaub – die Ansprechhaltung einer zögernden Schildkröte hinzu, heißt es bei dem hypothetischen Fußballer XY, der sich bei den Öffentlich-Rechtlichen mal ausprobieren darf, schnell auch wieder „Adieu“ seitens des Auftraggebers. Ein ohne Kenntnis der ARD im Rahmen der Tätigkeit für den Sender via Social Media beworbenes Produkt müsste eigentlich das Fass zum Überlaufen bringen. Was Skandale um Armbanduhren angeht, sollte Schweinsteiger mal bei Ex-DFB-Präsident Grindel nachfragen.
Tolerierte Schleichwerbung
Da die ARD aber anscheinend nicht auf den trotzdem immer noch gut klingenden Namen verzichten möchte, verzeiht man Schweinsteiger einen Lapsus nach dem anderen. Ihn mit Kollegin Wellmer zusammenzupacken hat offensichtlich auch nichts verbessert, sondern eher verschlimmert. Vom einstigen Traumduo Delling/Netzer sind die Beiden ungefähr so weit entfernt, wie der HSV und Werder Bremen von der deutschen Meisterschaft. Ein guter Name ist eben nicht alles.
So zahnlos wie Schweinsteigers Analysen sind, geht leider auch der Sender hier vor. Nächste Episode der Einschlafhilfe, heute Abend, beim und nach dem EM-Halbfinale Italien – Spanien.
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- Sportschau-Jessy-Wellmer: © WDR/Herby Sachs
- bastian-schweinsteiger-ard: WDR/Max Kohr