
Am Montag endete die 15. Staffel von „Big Brother“ bei Sixx und Joyn. Eine ernüchternde Bilanz. Unsere TV-Kritik.
Die diesjährige Staffel der Container-Realityshow „Big Brother“ ist in den Büchern. Es ist nachweislich mit 50 Tagen Laufzeit die Kürzeste und vermutlich auch die oder zumindest einer der inhaltlich schlechtesten, die Deutschland erlebt hat. Wer „Big Brother“ 2025 letztlich gewonnen hat, wird vermutlich schon genauso bald vergessen sein wie das komplette Geschehen in Köln Bocklemünd in den zurückliegenden sieben Wochen. Dort, wo früher die „Lindenstraße“ entstand, ist bekanntlich seit Herbst 2023 „Promi Big Brother“ und „Big Brother“ beheimatet. 50.000 Euro gab es für das Ausharren im Container, was zugleich eher ein stetiges Langweilen war.
Kein Highlight: „Big Brother“ 2025
Echte Highlights, an die sich die Community noch in Monaten oder Jahren erinnern wird, gab es diesmal nicht. Und so steht es um „Big Brother“ gut 25 Jahre nach dem Start des Formats eher schlecht. Joyn hat sich mit dem Veröffentlichen von Nutzungszahlen der Show, Tageszusammenfassung und des kostenpflichtigen 24/7-Livestreams zurückgehalten – kein außerordentlich gutes Zeichen.
In den kommenden Wochen und Monaten werden sich die Verantwortlichen des selbst ernannten Super-Streamers und der herstellenden Produktionsfirma Endemol Shine Germany zusammensetzen müssen. Werden sie erkennen, dass es so wie in 2025 keinen Sinn macht? Die Ausrichtung des Jahres 2025 ging ganz offensichtlich in die falsche Richtung. Das Entdecken der Realitystars von morgen hatte sich „BB“ in diesem Frühjahr auf die Fahnen geschrieben, schon bald aber wurden die Helden von gestern in den Container geschickt: Ulf, Marcel und Taube stießen nachträglich zur TV-WG – und waren mit die auffälligsten Köpfe. Der Ursprungscast, er war zu blass, zu farblos und zu lieblos zusammengestellt.
Probleme an allen Ecken und Enden
Nicht das Hauptproblem: So deutlich wie nie wurde, dass „Big Brother“ 2025 ein Sparprojekt war. Dem Container fehlten echte Rückzugsmöglichkeiten der Kandidaten – Räume, an denen sie sich ungestört wähnten. Es fehlte echter und origineller redaktioneller Input, der für Geschehen in den vier Wänden des großen Bruders sorgte. Wurde vor dem Start noch hohes Tempo versprochen, passierte oft erschreckend wenig. Und die zahlreichen Promi-Besuche, die ganz offenbar für Aufmerksamkeit auch beim Publikum sorgten, lenkten vom eigentlichen Geschehen innerhalb der Gruppe genauso ab wie die bewusst herbeigeführten vielen Ein- und Auszüge.
Es ist ein Dilemma: Eigentlich sucht Joyn Reality-Formate, die über einen gewissen Zeitraum mehrmals wöchentlich oder gar täglich Publikum auf die Plattform locken. Die größten Zugpferde des Streamers sind bekannte Shows, deutsche Soaps und eben funktionierende Reality-Formate. Für die kommenden Monate hat der Streamer mit einem neuen Knossi-Projekt, der Flucht-Show „Most Wanted“ und dem Strategie-Spiel „The Power“ mehrere weitere Realitys in Aussicht gestellt. Der Erfolg dieser Produktionen wird ebenfalls Aufschluss geben, ob „BB“ in den Plänen von Joyn noch eine Rolle spielt. Denn: Alle diese Formate sind im Vorfeld schon fertig produziert und daher kostengünstiger als das tagesaktuelle „Big Brother“.
Dennoch: „Big Brother“ bleibt das Original – der Ursprung eben. Das beste Original bringt nichts, wenn es an der Ausstattung hapert. Und so macht eine weitere „Big Brother“-Staffel für Fans, Sender und Streamer wohl nur dann Sinn, wenn sie einerseits mehr Budget zur Verfügung hat und andererseits zu Innovationen in der Lage ist, ohne ihren Grundkern zu verleugnen.
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