Darts, Fußball und Co.: Sport1 verschiebt seinen Fokus mehr Richtung Unterhaltung. Was bedeutet das für Sport1-Sportarten?
In einer „strategischen und personellen Neuausrichtung“ befindet sich in diesen Wochen und Monaten ein Sender, der früher DSF und seit fast 15 Jahren Sport1 heißt. Dass die TV-Marke nochmals so viele Jahre auf ihren Buckel bekommt, ist eher ausgeschlossen. Seit Wochen wird darüber nachgedacht, ob ein anderer Name nicht besser zur neuen und mehr auf Unterhaltung getrimmten Ausrichtung des Kanals passt. Öffentlich will Sport1 das nicht kommentieren. Ein mögliches Szenario ist also, dass Sport1 zeitnah umbenannt wird, um die inhaltliche Ausrichtung deutlicher sichtbar zu machen.
Das wird aber nicht heißen, dass der anders heißende Sender ab dann per se komplett auf Sport verzichtet. Auch wenn Sport1 in Vergangenheit zahlreiche prägende Sportarten verloren hat (Handball oder Basketball seien da genannt), dürfte es mittelfristig auf einen Mix aus Sport- und Unterhaltungssendungen hinaus laufen.
Die wertigsten Rechte, die Sport1 besitzt, kommen aus dem Fußball- und dem Darts-Bereich. Die Darts-WM, die in wenigen Wochen wieder beginnt, hatte der Sender nach zähem Ringen bis einschließlich 2026 verlängert. Dafür kooperiert Sport1, wie seit Jahren, mit DAZN – und verschafft den fliegenden Pfeilen in Deutschland ein vergleichsweise breites Publikum.
Sport1 reduziert schon Aufwand bei Frauen-Bundesliga
Die Rechte am Top-Spiel der Frauen-Bundesliga hatte Sport1 vor gar nicht so langer Zeit bis Sommer 2027 erworben. Damals, als der Sender noch eine andere Führung hatte, war diesbezüglich von einem „großen Erfolg“ für den Spartensender die Rede. In der zweiten Saison des Vier-Jahres-Vertrags angekommen, mag das etwas anders aussehen. Das „Top-Spiel“ wurde von einem Primetime-Slot am Montag auf inzwischen 18 Uhr vorgezogen – die Übertragungen von Sport1 wurden etwas abgespeckt.
Ein großer Quotenbringer – und das seit Jahren – ist derweil der „Doppelpass“, der jeden Sonntagmittag vom Münchner Flughafen übertragen wird. Vor Monaten stellte Sport1 klar, dass es die Sendung in Zukunft auf jeden Fall weitergeben soll – auch in dem Fall, dass Sport1 ein dazugehöriges Rechtepaket der Bundesliga nicht erwirbt. Dieses Paket ist notwendig, damit Stefan Effenberg und Co. die Bilder zu den diskutierten Spielszenen zeigen können. Denkbar ist, dass auch andere Privatsender Interesse an diesem Paket haben – und vielleicht tiefer in die Tasche greifen als es Sport1 in seiner derzeitigen Situation tun möchte. Die Ausschreibung der Free-TV-Rechte der Bundesliga findet Anfang Dezember statt, bereits in der letzten November-Woche geht es um die Bezahlfernseh-Pakete. Die derzeitige Rechtevereinbarung zwischen Sport1 und DFL endet im Sommer 2025.
Dass man durchaus aber mit etwas Geschick und Kreativität auch aus noch laufenden Verträgen herauskommen kann, zeigt die Volleyball Bundesliga. Deren Pay-TV-Rechte hatte Sport1 zuletzt zurückgegeben, sie gingen an Dyn. Im Gegenzug hat Dyn damals rund 30 Spiele pro Saison an Sport1 sublizensiert. Die Abmachung läuft eigentlich bis 2028. Denkbar, dass angesichts der jüngsten Millionen-Reichweiten auch große Privatsender Interesse an Darts-Rechten hätten. Andererseits bieten solche Live-Sport-Events nun prima Flächen, um möglichst viele Menschen auf die neuen Angebote des Senders hinzuweisen.
Sport1 setzt auf „Masterchef“ und „Survivor“
Dazu werden im kommenden Jahr die Shows „Survivor“ und „Masterchef“, also ein Survival- und ein Kochformat, gehören. Die verursachen freilich viel weniger Kosten als teure Sportrechte, holen aber (vermutlich) auch viel weniger Reichweite. Im Kosten-Nutzen-Bereich einen guten Spagat zu schaffen, ist eine der Aufgaben, die das Management des Senders derzeit zusammen mit dem vor einigen Monaten eingestiegenen Investor Acunmedya aus der Türkei hinkriegen muss. Dass das Hauptaugenmerk mittlerweile aber auf Eigenproduktionen liegt, ist unübersehbar.
Außerdem interessant:
Bildquelle:
- Sport1_logo: © Sport1