Nun, da Comcast offenbar damit liebäugelt, Sky Deutschland los zu werden (DIGITAL FERNSEHEN-Bericht vom Vortag), könnte die Stunde von DAZN schlagen. Die Chancen stehen jedoch schlecht. Es gibt aber auch noch eine Reihe anderer Kandidaten:
In den Vereinigten Staaten machte dieser Tage ein Gerücht die Runde: Comcast könnte Sky Deutschland verkaufen. Dass ausdrücklich die hiesige Niederlassung genannt wird, lässt schon einmal aufhorchen. Wenn der „Bloomberg“-Bericht, in dem die Geschichte mündete, dann als ersten potenziellen Käufer DAZN ins Spiel bringt, erkennt man allerdings, dass der Autor vielleicht gut vernetzt in seiner Heimat ist, jedoch wenig Ahnung vom deutschen Markt hat.
DAZN kein geeigneter Käufer-Kandidat für Sky Deutschland
Denn erstens lässt dieses Gedankenspiel völlig außer Acht, was DAZN mit dem durchaus umfangreichen Entertainment-Portfolio von Sky Deutschland anfangen soll. Zweitens stellt die Bündelung der TV-Rechte an der Bundesliga bei dann nur noch einem Anbieter ein kartellrechtliches Problem dar. Nicht dass es diese Art Monopol in Form von ebenjenem Sky (ehemals Premiere) in Deutschland nicht schon einmal gegeben hätte, die DFL hat aber sicherlich nicht grundlos die ausgeschriebenen Pakete bei den letzten Rechtevergaben – in Absprache mit dem Bundeskartellamt – genau dahingehend angepasst, damit eben möglichst kein Bundesliga-Monopolist mehr entsteht.
Spekulativer Kostenpunkt bringt viele andere mögliche Interessenten ins Spiel
Wenn man der Quelle zumindest bei dem von Comcast angeblich aufgerufenen Preis von 1 Milliarde Euro Glauben schenkt, dürften gar nicht so wenige Player auf dem nationalen und vor allem europäischen Markt ihren Hut in den Ring werfen. In Deutschland selbst dürfte weniger der Preis als die recht vertrackte Konstellation in der Medienbranche, Konkurrenten davon abhalten, Sky kaufen zu wollen. RTL ist gerade eher darauf bedacht, abzuspecken, als dass man ihnen zutrauen würde, einen so großen Pay-TV-Fisch an Land ziehen zu wollen.
MagentaTV von der Telekom hat ähnliche Züge wie Sky (Entertainment- und Sport-Fokus). Der Konzern könnte es sich wohl auch leisten, ließ jedoch eigentlich noch nie verlauten, in derartig großem Stil expandieren zu wollen. Dann wäre da vielleicht noch Springer, die ihrem Portfolio aus (Boulevard-)Print, den Free-TV-Sendern Welt und Bild, sowie dem geplanten Sportstreaming-Angebot Dyn (DF-Bericht hierzu) eine ungeahnte neue Dimension verleihen könnten. Bei all diesen Varianten würde das Kartellamt sicherlich ebenfalls auf den Plan gerufen werden – auch ohne direkten Zusammenhang mit den Bundesliga-TV-Rechten.
Berlusconi ante Portas?
International gibt es sicherlich auch einige Kandidaten: So bemüht sich beispielsweise MediaForEurope (MFE), hinter dem der Berlusconi-Konzern steht, seit geraumer Zeit um einen größeren Einfluss auf dem deutschen Markt, indem man bei ProSiebenSat.1 seine Anteile erhöhen will. Nicht undenkbar, dass die Italiener umdenken, wenn Sky Deutschland tatsächlich auf den Markt kommen sollte.
Aus Frankreich wiederum könnte Vivendi sich interessieren. Der Medienkonzern, zu dem das Pay-TV-Angebot Canal+ gehört, expandierte unlängst nach Österreich mit seinem Streamingangebot. Eine Expansion nach Deutschland ist noch nicht konkretisiert worden, steht aber eine ganze Weile schon im Raum. Auch hier könnte die Gelegenheit nun Diebe machen.
Letztlich sollte man auch den skandinavischen Anbieter Viaplay nicht gänzlich außer Acht lassen. Hier ist eine Expansion nach Deutschland bereits für 2023 angekündigt. Der Zeitpunkt könnte also passen. Fraglich ist hier jedoch, ob das Unternehmen in der Lage ist, eine derartig groß angelegte Übernahme finanziell zu stemmen.
Bildquelle:
- Sky-Gebauede-Empfang: © Sky Deutschland