In den frühen 1980ern erhoffen sich drei junge Schwule ein freies Leben, doch es ist der Beginn der Aids-Welle. Die britische Miniserie „It’s a Sin“ hat jetzt beim ZDF ihre Free-TV-Premiere.
London, Anfang der 1980er: Die jungen Männer Ritchie, Roscoe und Colin fliehen aus ihren konservativen Elternhäusern, um sich ausleben und verwirklichen zu können. Sie träumen von Freiheit, Liebe, Sex, Partys. Doch über dem unbeschwerten Aufbruch der Schwulen legt sich ein Schatten: Es gibt erste Berichte über eine tödliche Krankheit, die in erster Linie Homosexuelle befällt. Es ist der Beginn der Aids-Pandemie. Die nach einem Pet-Shop-Boys-Hit benannte britische Miniserie „It’s a Sin“ kommt jetzt ins ZDF-Programm.
Die ausgezeichnete Serie (unter anderem gewann sie die Goldene Nymphe als „Beste Serie 2021“ in Monte-Carlo) erzählt herzzerreißend und mit viel 80er-Jahre-Soundtrack (von Soft Cell bis Kim Wilde) von der Aids-Krise. ZDFneo zeigt „It’s a Sin“ am Freitagabend am Stück (7. Juli, ab 22 Uhr). Ab Samstag (8. Juli) steht sie in der ZDF-Mediathek.
„It’s a Sin“ feierte Premiere bei Starzplay
Vor zwei Jahren waren die fünf Folgen in Deutschland schon beim inzwischen umbenannten Streamingdienst Starzplay erschienen, nun gelangen sie endlich ins sogenannte Free-TV. Der „Guardian“ ernannte das Channel-4-Format Ende 2021 zur besten Serie des Jahres, das Gay-Magazin „Attitude“ hält sie für eine der besten schwulen Serien, die jemals produziert worden sind.
HIV und Aids nimmt in den Episoden erst einmal niemand richtig ernst, weder die Politik noch die jungen Männer. Selbst betroffen zu sein, scheint undenkbar. Doch es kommt schlimm – und todtraurig. Vor allem Ritchie und Roscoe lassen sich treiben, sie flirten, haben gern und viel Sex. Ihre Energie reißt einen auch beim Zuschauen mit. Die Angst sickert langsam ins Leben. Nicht alle werden überleben.
Neil Patrick Harris („How I Met Your Mother“) ist in einer Nebenrolle zu sehen. Im Mittelpunkt stehen aber Ritchie, den der Schauspieler und Years-&-Years-Sänger Olly Alexander verkörpert, sowie Colin (Callum Scott Howells) und Roscoe (Omari Douglas). Ihre beste Freundin ist Jill (Lydia West). Sie erkennt früh die Gefahr der neuen Krankheit, kämpft für mehr Aufklärung und gegen Ausgrenzung.
Unterhaltsam und hochpolitisch
Die Serie macht unterhaltsam – und zugleich hochpolitisch – deutlich, wie sich Teile der Politik, Wissenschaft und Gesellschaft moralisch schuldig gemacht haben, indem sie Erkrankte als Menschen zweiter Klasse behandelten, viele Infektionen und Todesfälle in Kauf nahmen. Im ZDF-Presseinterview zur Serie sagt Ritchie-Darsteller Olly Alexander: „Ritchies ganzes Leben ist von Angst und einer tiefen Scham geprägt, und er verbirgt so viel vor sich selbst, vor seinen Freunden und vor seiner Familie.“ Um all das zu vertuschen, wolle er stets der Lustigste, Bestaussehende sein, mache Witze, große Auftritte. „Das kann ich zu 100 Prozent nachvollziehen.“ Er wisse, wie sich das anfühle. „Ich habe versucht, über meine eigene Scham nachzudenken und darüber, wie ich sie verinnerlicht habe.“
Der Schöpfer der Serie, Russell T Davies („Queer as Folk“), empfand die Serie beim Schreiben als passend zum eigenen Leben: „1981 war ich 18 Jahre alt. Ich musste nicht wirklich nach den kulturellen Bezügen, den Liedern, den Fernsehshows oder der Mode suchen, weil ich das alles miterlebt habe.“ Die Serie erstreckt sich über zehn Jahre, von 1981 bis 1991. „Während wir sehen, wie diese jungen Leute sich outen, Freundschaften schließen, sich verlieben, Arbeit finden und entdecken, wer sie sind, kommt das Virus immer näher, trifft Menschen in ihrem sozialen Umfeld und bewegt sich auf die Wohnung selbst zu. Es geht darum, wie sie damit umgehen und wie sie ihr Leben angesichts dieser Dunkelheit feiern.“
Text: dpa/ Redaktion: JN