Eigentlich wollte Rudi Cerne am Mittwochabend gleich wieder da sein. Doch das Ampel-Aus und die Regierungskrise verhinderten das. Über einen verrückten Fernsehabend im ZDF (und im Ersten).
So etwas hat es in der knapp 60-jährigen Historie des ZDF-Fahndungsklassikers „Aktenzeichen XY“ noch nie gegeben. Die Ausgabe vom Mittwoch, die wie gewohnt um 20:15 Uhr begann, wurde abgebrochen und linear nicht zu Ende gezeigt. Warum? Die Regierungskrise in Deutschland grätschte dazwischen. Moderator Rudi Cerne hatte on air gegen 21:15 Uhr zwar gesagt, dass man die Sendung nur kurz unterbreche, zurückgemeldet hat sich das Programm dann aber nicht mehr. Gegen 21:15 Uhr trat Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz vor die Mikrofone, um seinem Ärger über den wenige Minuten zuvor von ihm entlassenen Finanzminister Christian Lindner (FDP) Luft zu machen. Das ZDF übertrug live und schloss dann die Sondersendung „Heute live“ an. Um 21:45 Uhr meldete sich planmäßig das „heute-journal“, das die politischen Ereignisse in Deutschland und den USA unter die Lupe nahm.
„Aktenzeichen XY“: Nach rund einer Stunde war schnell Schluss
Noch am Abend informierte die „XY“-Redaktion in den sozialen Medien, dass man die Ausgabe noch fertig aufgezeichnet habe und der linear nicht ausgestrahlte Rest zeitnah an den Live-Teil angeklebt werden sollte. So könnte die vollständige Sendung dann einerseits auf dem Wiederholungsslot am späten Abend bei ZDFneo zu sehen sein und auch sieben Tage lang in der Mediathek auf Abruf zur Verfügung stehen. Dass somit deutlich weniger Menschen die letzten Fälle der Sendung sehen dürften, ist aber auch klar.
Lanz geht live auf Sendung
Durcheinandergewirbelt wurde am Mittwochabend nicht nur der Ablauf bei „XY“ – „Markus Lanz“ etwa warf ursprüngliche Pläne über Bord. Seine Talksendung, die wegen Fußball-Zusammenfassungen im ZDF erst um Mitternacht begann, kam diesmal live aus Hamburg und dauerte länger als geplant. Die mitternächtlichen Folgen enden eigentlich nach 45 Minuten, diesmal standen 75 Minuten zur Verfügung. Deutlich weniger Sendezeit als eigentlich gedacht hatte derweil „Maischberger“ im Ersten.
Eigentlich sollte ihr Talk um 21 Uhr nach einem „Brennpunkt“ beginnen und eigentlich sollte der Abend im Ersten im Zeichen der US-Wahl stehen. Doch gegen Ende des „Brennpunkts“, also vor 21 Uhr, mehrten sich die Spekulationen über den Ampel-Knall. So blieb der „Brennpunkt“ on air und schaltete lediglich kurzzeitig ins „Maischberger“-Studio. Gegen 21:15 Uhr unterbrach Maischberger ihren Talk, den sie gerade unter anderem mit Ex-Kanzlerkandidat Armin Laschet hatte, um ebenfalls zu Olaf Scholz zu geben. Nach dessen emotionalen Statement ging es zurück ins „Brennpunkt“-Studio.
Eine Stunde mehr Sendezeit als geplant hatten im Ersten zudem die „Tagesthemen“, sie dauerten rund eineinhalb Stunden – und wurden von Julia Niharika Sen präsentiert. Vorgesehen war eigentlich eine Ausgabe aus Washington mit Ingo Zamperoni. Zamperoni meldete sich im Verlauf der Sendung auch aus den Staaten, allerdings war er eben nur ein Bestandteil der XXL-Sendung.
Weitere Programmänderungen am Donnerstag sind sicher. Am Morgen hatte die ARD etwa ihr „Morgenmagazin“ bereits um eine Stunde verlängert. Das Frühprogramm endete im Ersten nicht um neun, sondern erst um zehn Uhr. Weitere Details zur genauen Programmgestaltung liegen aktuell noch nicht vor. „ZDF Spezials“ und ein weiterer „Brennpunkt“ über die neuen Entwicklungen im politischen Berlin sind aber zu erwarten.
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- aktenzeichenxy: © ZDF und Opium Effect